Zarte Binse Breit-Wegerich

Verhältnis der Menschen, die aus Deutschland auswandern (hellgrün) im Vergleich zur Anzahl der Menschen, die einwandern (dunkelgrün).

Juncus tenuis (Zarte Binse) Neophyt aus den USA; Plantago major (Breit-Wegerich) indigene Pflanze aus Deutschland

Quelle: Statista – das Statistik-Portal: Anzahl der Auswanderer aus Deutschland 1991 bis 2017 und Anzahl der Zuwanderer nach Deutschland 1991 bis 2017
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157440/umfrage/auswanderung-aus-deutschland/ und https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28347/umfrage/zuwanderung-nach-deutschland/

Juncus tenuis (Zarte Binse)              
Juncaceae (Binsengewächse)

Mehrjährige kleine Horstpflanze, 15–40 cm hoch, mit grasartigen Blättern, Blütenstand ist eine Spirre mit langen Hochblättern. Blüten unscheinbar, gelbgrün; Samen in kleinen eiförmigen Kapselfrüchten. Ausbreitung durch Wind, Wasser, Tiere und mit Erde, die an Schuhen und Reifen haften bleibt.

Trittverträgliche Art, wächst vor allem auf verdichteten Böden, zum Beispiel. auf Waldwegen und in Pflasterfugen. Bildet zusammen mit heimischen Trittpflanzen wie Breit-Wegerich (Plantago major) und Vogelknöterich (Polygonum arenastrum) eine charakteristische Trittpflanzen-Gesellschaft.

Aus Nordamerika stammender Neophyt, der 1824 erstmals in Europa (Belgien) nachgewiesen wurde. Breitete sich rasch aus, bereits wenige Jahre später erste Funde in Süddeutschland. Heute Kosmopolit mit Vorkommen unter anderem in Japan, Süd- und Mittelamerika.

 

Plantago major (Breit-Wegerich)
Plantaginaceae (Wegerichgewächse)

Mehrjährige Rosettenpflanze, 5–25 cm hoch, Blätter kurz gestielt, breit eiförmig; Blüten unscheinbar in dichten Ähren. Ausbreitung durch anhaftende Samen mit Erde, zum Beispiel an Tieren, Schuhen und Autoreifen.

Trittpflanze, häufig auf Feld- und Waldwegen, in Pflasterfugen, auf Viehweiden, auch an Gewässerufern. Folgt dem Menschen überall, wo er Erde betritt: von den Indianern als „Spur des weißen Mannes“ bezeichnet.

Indigen in Deutschland, natürliches Areal umfasst ganz Europa sowie weite Bereiche von Nord- und Mittelasien. Weltweit verschleppt, heute in nahezu allen vom Menschen besiedelten Regionen vorkommend, Kosmopolit.

Auswandern / Einwandern

Im August 1761(1) flatterte in Mirow/Mecklenburg ein sensationeller Brief ins Fürstenhaus Mecklenburg-Strelitz: Der König von England, Georg III., hielt darin um die Hand der 17-jährigen Tochter Sophie Charlotte (1744–1818) an. Diese möge doch bitte die beiliegenden Verträge unterschreiben und damit gleich nach London kommen. Tatsächlich erreichte Charlotte schon am 9. September 1761 den St. James Palast und wurde als englische Königin eine der bedeutendsten, hierzulande aber fast unbekannten deutschen Auswanderinnen.

Während ihr Mann, Georg III., die Kolonisierung Australiens, Neuseelands und Indiens betrieb, die amerikanischen Kolonien (1776) verlor, die Französische Revolution (1789) und die napoleonischen Kriege zu bestehen hatte, bewältigte Queen Charlotte 15 Geburten, aus denen sich diverse Herzoge und weitere vier KönigInnen entwickelten. Doch aus ihrer botanischen Leidenschaft sollte eine ganz andere Frucht hervorgehen.

Von einer Kampagne in Südafrika schickte ein Pflanzenjäger des königlichen Kew-Garden im Jahr 1773 ein farbenprächtiges Exemplar nach Hause, dem der Chefbotaniker zu Ehren der Königin den Namen Strelitzia reginae gab. Im Jahr 1818, kurz vor ihrem Tod(2), ließ die Königin ihrer Familie in Strelitz eine Strelitzienstaude zukommen. Im Jahr 1995 wurde die Strelitzie schließlich zur „Stadtblume“ von Neustrelitz. In der Familie der Musaceae, zu der die Strelitzien gehören, findet sich auch die Banane.

Merke: Auch unter den Pflanzen wandern die wenigsten freiwillig aus!

 

(1) Vgl. zum Folgenden u. a. Janice Hadlow, The Strangest Family: The Private Lives of George III, Queen Charlotte, and the Hanoverians, London 2014 (2001); sowie http://people.virginia.edu/~jlc5f/charlotte/sophie.html; https://www.theguardian.com/world/2009/mar/12/race-monarchy; https://www.thevintagenews.com/2018/08/12/queen-charlotte/.
(2) Queen Charlotte wurde in der St. George’s Chapel, Windsor Castle, beigesetzt. Am 19. Mai 2018 schlossen dort Prinz Harry und Miss Meghan Markle die Ehe.