Libanon
Die Gestalten an der Decke
„Was macht denn diese Kuh da? Sicher sucht sie nach Gras. Und wenn sie keines findet, leidet sie. Dann wird sie keine Milch geben.“
In der nächsten Nacht entdeckte er an der Decke einen Vogel, der aufgeregt über einem Maulbeerbaum hin und her flog. „Na komm, lieber Baum! Nun gib dem hungrigen Vogel doch zu essen“, rief Karim.
„Und was hat dieser Mann vor? Ich glaube, ich habe ihn erkannt: Er will was vom Hof rauben!“ Karim rief den Hund, um ihn auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Und da antwortete der Hund auch schon mit einem Bellen und vertrieb so den Dieb.
„Da – der Himmel: Dunkle graue Wolken ziehen sich zusammen – es wird regnen.“
So vertrieb sich Karim die Nächte damit, seine Geschichten von der Zimmerdecke zu lesen.
Bis zu jener einen Nacht, als er sich wieder zum Schlafen legte, aber vergeblich mit den Augen nach der grauen Wolke, dem Vogel, dem Maulbeerbaum und der Kuh suchte – sein Vater hatte die Decke gestrichen …
Damals begann Karim über seine Begegnungen an der nächtlichen Zimmerdecke zu schreiben.
Die Deckengestalten nehmen übrigens vor allem Kontakt zu Kindern zwischen 7 und 9 Jahren auf. Sie wollen ihre Vorstellungskraft stärken und ihnen helfen, aus Umrissen und Formen Gedankenblitze zu entwickeln und diese Blitze dann auf das anzuwenden, was ihnen im Alltag begegnet.
Aus: Nabiha Mheidly, ” كائنات سقف الغرفة ” (Creatures in the Ceiling), illustriert von Hussan Zahr al-Din. Verlag Dar Al-Hadaek, تواصل معنا · الكتالوج · الورقية · عن دار الحدائق Beirut, Libanon 2011 (2. Auflage 2015).
“I feel it will be an addition for the book itself to be read by people passing by your show in your town of Heilbronn.”
Dr. Nabiha Mheidly, Beirut